
Feministische Wissenschaftstheorie
Viele Ansätze der feministischen Wissenschaftstheorie, wie auch allgemein der feministischen Philosophie, sind stark durch die philosophische Postmoderne beeinflusst. Diese lässt sich als die radikalste Interpretation der linguistischen Wende verstehen. Die zentrale These der linguistischen Wende lautet in Anlehnung an Ludwig Wittgenstein, dass der Zugang zur Wirklichkeit dem Menschen immer nur durch die Sprache vermittelt möglich sei. Da mit einem sprachlichen System auch immer eine bestimmte Perspektive einhergeht, wird im Rahmen der linguistischen Wende oft davon ausgegangen, dass ein rein objektiver Zugang zur Welt, der jede subjektive Perspektive ausschließt, nicht möglich sei. Man könne letztlich nicht aus der eigenen, menschlichen und sprachlich vermittelten Perspektive heraustreten. Von postmoderner Seite wird diese Annahme nun dahingehend radikalisiert, dass behauptet wird, die Idee einer spezifizierten Realität jenseits jeder menschlich-subjektiven Perspektive sei sinnlos.
Die postmoderne feministische Wissenschaftstheorie zieht daraus nun die Konsequenz, dass auch die Annahme von Geschlechtern jenseits begrifflicher Ordnungen sinnlos sei. Man könne sich daher nicht auf eine vorsprachliche Geschlechterordnung berufen, vielmehr würden die Geschlechter in den sprachlichen Praktiken konstruiert.